Gedanken zur Nacht

Das sind eine Menge Misthaufen. Sie dampfen. Künstler haben sie in Säcke gefüllt und hoch gehängt. Auf ein Gestell. Man kann darunter durchgehen. Sie haben tropische Pflanzen hineingesetzt. Solche, die hier überhaupt nicht gedeihen können. Aber der Mist macht es möglich. Der ist so warm, dass er ein tropisches Klima schafft. Hier bei uns in Mitteldeutschland.
Es ist ein Kunstprojekt. Zu sehen auf der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg. Gerade hier im mitteldeutschen Raum hat sich ja in der Reformationszeit viel ereignet. Luther, Lucas Cranach, Philipp Melanchton, allein die drei haben schon ihr eigenes Mikroklima entwickelt. Da war mächtig Mist am Dampfen. Da wuchs was. Keiner hatte es geahnt, was da binnen kurzer Zeit möglich wurde: eine Revolution der bestehenden Verhältnisse.
Und nun waren Künstler eingeladen, aus heutiger Sicht auf die Ereignisse von damals zu schauen. Und dabei entstanden unter anderem diese hängenden Gärten. Diese Misthaufen, die tropisches Klima verbreiten. Weil es ja so ist: Wenn schon drei Menschen zusammensitzen, können sie sich ihr eigenes Mikroklima schaffen. Du, ich und noch einer. Wir sind ein Anfang. Wenn wir es nur ernst meinen. Wenn wir dem Leben etwas zutrauen. Und dem Lebendigen. Der uns will.
Charmante Idee – findet Ulrike Greim aus Weimar, Evangelische Kirche.