Gedanken zur Nacht

Am letzten Tag vor den Ferien war ich in der Grundschule, Abschlussgottesdienst. Viele Kinder bekamen Preise für das, was sie im Schuljahr geleistet hatten und alle, die wollten, durften was vorführen. Die Viertklässler wurden verabschiedet, was für manche auch traurig war. Ein großer Trubel aus Schülern, Eltern, Lehrerinnen, aus Lachen, Weinen und Abschiedsgeschenken – wunderbar! Mittendrin Marta, eine Drittklässlerin. „Na, was hast Du vor in den Ferien?“, habe ich sie gefragt. Da hat sie gestrahlt und gesagt: „Ich will einfach nur Spaß haben!“ Sie sah aus als hätte man grade eine Riesenlast von ihren Schultern genommen. Aber Martas Mutter hat ihre Tochter freundlich und fest am Kinn gepackt und gesagt: „Naja, ein bisschen was müssen wir schon auch tun in den Ferien.“ Marta hat dann nicht mehr gelacht. Aber sie hat mich angesehen, als ob sie wollte, dass ich was sage. Nur was? Soll Marta auch in den Ferien lernen – ein bisschen wenigstens –, damit sie es hinterher leichter hat? Oder soll sie ihre freie Zeit nur genießen, weil es für die Kinder früh genug wieder ernst wird? Ich weiß nur, dass wir alle Pausen brauchen. So sind wir gemacht; so ist die Welt angelegt. Wir brauchen Pausen ohne etwas im Nacken, Pausen nur zum Ausruhen, zum Freude-am-Leben-Haben. Das wünsche ich Marta. Und – so, wie es aussieht – vor allem ihrer Mutter. Am besten die beiden stecken den Ernst gemeinsam in ein leichtes Sommerkleid: lernen – ja, ein wenig. Und hinterher schnell zum Eisessen.

Dass der Sommer Ihnen der trotz schweren Hitze auch etwas Leichtes bringt, wünscht Ihnen Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach