Gedanken zur Nacht

Heute Abend wurde in Nürnberg der 38. Evangelische Kirchentag eröffnet.
Für fünf Tage treffen sich Hunderttausende zu einem Fest des Glaubens.

Kirchentag – das ist Happening, Zeitansage, Festival.
Kirchentag – das ist für mich immer auch eine Standortbestimmung.

Da wird Klartext gesprochen.
Da werden Probleme offen benannt.
Vom Kirchentag gehen Impulse aus – das erhoffe ich mir!

In diesem Jahr ist das Motto:
„Jetzt ist die Zeit“
Dieser Kirchentag soll zu einem Ort der Kontroverse werden.
Es soll miteinander gerungen werden,
kontrovers, leidenschaftlich, konstruktiv.

Gut so, denke ich!
Das können wir gut gebrauchen.
Raus aus der Comfort-Zone.
Die eigenen Filterblasen einmal platzen lassen.
Mit offenem Visier in die Debatte gehen.

Ich traue dem Kirchentag das zu.
Aber ich wünsche mir auch etwas davon in meinem Alltag.
In der Kirche und auf der Straße,
in der Kneipe und am Rande der Familienfeier.

Endlich Schluss mit dem Schimpfen auf „die da oben“.
Ende Gelände mit den Opfermythen.
Aufstehen, losgehen und anpacken.
Selbst Verantwortung übernehmen, für sich und für andere.
Leidenschaftlich miteinander ringen, wohin die Reise geht.
Und dabei den Nachbarn und die Schwächsten in unserem Land nicht aus dem Blick verlieren.
Jetzt ist die Zeit – so heißt es in den nächsten Tagen in Nürnberg beim 38. Evangelischen Kirchentag.
Und so kann es auch bei uns heißen.

Eine gute Nacht wünscht Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar.