02.12.2024
Jeder hat eine Hauptrolle
Erste Probe fürs Krippenspiel. Vor mir sitzen im Kreis 17 Jugendliche. Die frage ich: Macht Ihr alle wieder mit beim Krippenspiel? Jaaa!, rufen sie.
Und ein Mädchen gleich: Ich will die Maria sein! Sofort rufen andere: Nein, ich! Nein, lassen Sie mich, Frau Pfarrerin!
Ich sage: Wieso wollt Ihr denn alle? Maria ist doch nicht die einzige schöne Rolle. Doooch!, rufen sie. Find‘ ich nicht, sage ich. Aber selbst wenn Ihr meint – es können nicht alle die Maria sein. Wir müssen uns entscheiden.
Ein Mädchen sagt: Ich bin die Älteste und kann nächstes Jahr nicht mehr dabei sein. Ein anderes: Aber ich bin am meisten im Gottesdienst. Die Dritte sagt: Aber ich spiele am besten Theater, die anderen nuscheln so. Ich will die Runde ein wenig herauskitzeln und frage: Wisst Ihr eigentlich, dass Maria bescheiden war und sich gar nicht nach vorne gedrängt hat?
Haha, sagen die Jugendlichen, kann sein. Aber grinsen müssen die Mädels doch.
Ich kann sie verstehen: Vergangenes Jahr hat das Krippenspiel so gut geklappt, dass sie lauter Komplimente bekommen haben. Das wollen sie am liebsten nochmal. Völlig klar.
Nur: Maria war die Mutter von Jesus; das war einzigartig – im Krippenspiel und im Leben. Aber dort hat jeder seine eigene Rolle, nämlich ganz er oder ganz sie selbst sein – mit Schwächen und schönen Seiten. Eine Art Hauptrolle, die einem keiner nehmen kann. Wenn Sie mich fragen, war es Gott, der jedem seine gegeben hat.
Grüße Dich, Maria, Gott kommt zu Dir. So heißt es im Krippenspiel.
Und das wünsche ich Ihnen für diesen Advent. Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach