13.06.2019
Ich glaube an die Vergebung der Sünden
Als diesmal die Tür aufgeht, steht diese Frau vor ihm, in so einer Kutte wie eine Nonne. Nein danke, will er sagen, aber dann lässt er sie doch rein, mal sehn...
Was kann das schon bringen… so frommes Getue war noch nie mein Ding, denkt er. Und er sagt laut und er lacht dabei auf: Ich hab nichts zu beichten!
Und sie sagt nur ihren Namen und sonst erst mal gar nichts. Und hört ihm nur zu.
Ja, er sitzt eben, na und? Der Knast hier ist voll mit Leuten wie ihm. Er sitzt. Und er weiß auch warum.
Eigentlich hat er es ja immer gewusst, dass es Scheiße ist, was er da macht. Und dass das nicht lange gut gehen kann, weil…
Klar, irgendwann erwischen sie dich. Ist ja kein Wunder. Hat er ja immer gewusst, dass das so nicht okay war, nur…
Sein ganzes Leben ist doch so… so sinnlos irgendwie. Und so einsam auch, seit Conny gegangen ist… Seit die das alles nicht mehr ausgehalten hat – ist ja auch kein Wunder…
Und wenn du keinen zum Reden hast, dann passiert es eben, dass…
Dann fängt er doch tatsächlich auch noch an zu heulen, das kann doch nicht wahr sein… sitzt da und flennt wie ein Kind…und das fühlt sich so gut an... so gut, als ob es nur das war, was ihm gefehlt hat die ganze Zeit…
Es ist spät, als sie ihm freundlich die Hand gibt und geht. Und noch lange muss er an ihre Worte denken beim Abschied:
Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube an die Vergebung der Sünden. Und an einen Neuanfang auch für Sie.
Eine gute Nacht mit leichtem Herzen
wünscht Angela Fuhrmann, Ev. Pfarrerin in Gotha