Gedanken zur Nacht

Ein fröhliches Herz ist die beste Medizin, sagt die Bibel. Und Menschen, die gute Laune verbreiten, sind ein Segen für die Menschheit.

Mein Herz ist nicht immer fröhlich. Wenn ich mir die Nachrichten anhöre, fühle ich mich krank. Dazu kommen die üblichen Stressfaktoren...

Doch als ich am Vormittag mit Sorgenfalten und eiligen Schritten durch die Kirche laufe, höre ich fröhliches Pfeifen. Wir haben gerade Bauarbeiten. Das Pfeifen kommt von irgendwo hinter der Bauplane. Die Augustinerkirche soll unter der Orgelempore barrierefrei werden. Dort herrscht reges Treiben, Tischler und Elektriker sind bei der Arbeit. Und einer pfeift gut gelaunt.

Ich schaue kurz auf die Baustelle. Es geht gut voran! Das Pfeifkonzert wird unterbrochen und ich erfahre, was dem Handwerker so gute Laune macht:

Er freut sich, dass er hier mitarbeiten kann. Weil – sein Opa hat vor Jahren so ein ähnliches Projekt in einer Kirche geleitet. Und sein Opa, das ist immer noch sein großes Vorbild. Auch wenn er jetzt alt ist und nun auch selbst im Rollstuhl sitzt. Der Tischler schaut auf die Bauzeichnung und fängt wieder mit Pfeifen an. 

Ja, denke ich, und mein gute Laune-Barometer ist deutlich angestiegen:  Bald werden hier Rollstuhl-Fahrerinnen, Rollatoren-Nutzer und junge Familien mit Kinderwagen mühelos in die Kirche kommen. Vielleicht wird auch dieser Tischler-Opa dabei sein, und sehen, was der Enkel Schönes gemacht hat. 

Als ich weiter gehe, sind die Sorgenfalten verschwunden. Die Medizin hat geholfen.  

Eine gute Nacht und für morgen gute Laune
wünscht Angela Fuhrmann, ev. Pfarrerin in Gotha