27.09.2018
Grenzüberschreitungen

Sie schreit. Man kann sie gar nicht überhören. Laut, schrill, nervend. Am liebsten hielte man sich die Ohren zu. Aber es ist so unbedingt dieses Schreien. So, als müsse es einfach gehört werden, als ließe sie nicht locker, bis jemand Herz und Ohr öffnet.

Sie ruft um Hilfe. Nicht Geld braucht sie, sondern jemanden, der ihrer Tochter hilft. Dafür setzt sie Himmel und Hölle in Bewegung. Jemand sagt ihr: ‚Der da, der kann vielleicht helfen’, und zeigt auf Jesus. Der ist ein Jude. Sie hat einen anderen Pass. Aber was soll’s.

Sie geht auf Jesus zu und schreit ihm, einem jüdischen Mann zu, dem Heilungskräfte nachgesagt werden, sie schreit es Jesus ins Gesicht: „Hilf mir. Meine Tochter leidet übel.“

Jesus mag es gar nicht hören.

Sie ist doch eine Ausländerin, aus Samarien, also keine gläubige Jüdin. Er versucht, sie abzuweisen. Aber so leicht lässt sie sich nicht abschrecken. Er muss ihr einfach sein Herz und Ohr öffnen. Er ist ihre letzte Hoffnung.

Und dann, so erzählt es die Bibel, lässt Jesus sich erweichen. Von dem Jammern. Und der Not. Und er hilft ihr über die Grenzen der eigenen Religion hinweg. Ihr Vertrauen siegt. Ihre Tochter wird gesund.

Auch wenn ich nicht weiß, wie genau solche Wunder geschehen sind, weiß ich, dass es diese Wunder gibt und braucht. Dass es das gibt. Heute. Dass Menschen sich erweichen lassen von der Not, dem Rufen, den bittenden Augen anderer. Sonst verlieren wir, was in uns angelegt ist. Wir wissen doch: Du bist ein Mensch wie ich. Ich riefe auch in solch einer Situation.

Heilsame Momente wünsch ich jetzt Ihnen, Pastorin Theresa Rinecker aus Weimar