Gedanken zur Nacht

Baden im Fluss – herrlich bei der Hitze. Im Urlaub konnten wir das – in der Ardèche in Frankreich.

Das Wasser ist kühl, während die Luft noch flirrt vor Hitze. Ein paar Schwimmzüge, und ich atme auf. So gut!

Neben mir ragen die Felswände steil nach oben. Wenige Bäume können sich in den Klüften festhalten. Wenn ich auf dem Rücken im Wasser liege, ist es, als wenn die Ardèche-Schlucht eine riesige Badewanne ist. Da, wo sich vor Jahrmillionen Wassermassen hindurchgewälzt haben, fliegen jetzt die Mauersegler und jagen sich im Abendlicht. Hier unten: der Fluss, der die Ur-Ströme kaum noch erahnen lässt. Wie gezähmt, dennoch herrlich bewegt. Kinder planschen, Jugendliche springen von den Felsen ins tiefe Wasser. Immer wieder kommen Kajaks und Kanus vorbei. Weiter oben bei den Stromschnellen rauscht es, Menschen lachen. Die Sonne lässt so gerade  noch die höchsten Bergspitzen orange glühen, bevor sie in die Nacht verschwindet. Es kommt die blaue Stunde. Ich liege und lasse mich treiben. Die Ohren unter Wasser. Alle Geräusche verschwimmen, ich werde leicht. Ich sehe den Himmel, die Vögel, wie sie sich jagen.

Gott ist groß, denke ich. Diese mächtige Schlucht ist klein vor ihm. Von oben gesehen sind wir Badenden hier unten kleine bunte Punkte. Auch bin ein bunter Punkt im blauen Wasser. Ein Farbtupfer in Gottes Schöpfung. Ein Teil dieser kleinen Gemeinschaft hier an dieser Badestelle. Zufällig, und trotzdem verbunden.

Eine gute Nacht allen Schluchten und Tälern, allen Bergen, und allen, die auf dieser Erde leben.

Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.