04.12.2024
Frieden bekommt man zugesagt
Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?
Frieden, sagen laut Umfragen die meisten Menschen in Deutschland darauf. Obwohl – oder vielleicht auch weil – viele selbst unzufrieden sind. Unzufriedenheit ist der Geschmack unseres Jahrzehnts, stand neulich in der Zeitung. Die Menschen sind übel drauf und verurteilen darum die Welt. Wie bekommen wir also Frieden?
Den Weltfrieden können wir nicht herbeiführen. Aber zufriedener sein könnten wir schon. Nur wie?
Vom Wort her müssten wir bloß das „unzu“ weglassen. Es gibt einen schnellen Weg zum Frieden: einfach optimistischer sein, positiv denken. So steht es zumindest in Büchern zur Lebenshilfe.
Aber das allein ist schwer genug. Und hilft auch nicht immer.
Man kann sich das vorsagen im Kopf. „Sei zufrieden.“ Aber im Bauch bleibt das unbehagliche Gefühl.
Deshalb hat Weihnachten viel mit dem Satz zu tun „Friede sei mit dir“.
In der Weihnachtsgeschichte bekommen Menschen das zugesagt. Maria zum Beispiel. Oder die Hirten nachts auf dem Feld.
Keiner muss sich das selbst sagen. Sondern es ist gemeint wie ein kleines Geschenk: Friede sei mit dir. Heißt: Ich wünsche Dir Frieden an Deine Seite. Eine friedliche Kraft, die mit Dir geht.
Der Weg bleibt derselbe; die Gegend, durch die er führt, ist vielleicht gerade öde, und das fühlt sich bedrohlich an.
Aber neben Dir ist auch etwas Freundliches, Schützendes.
In Dir drin wohnt nunmal gerade die Unzufriedenheit.
Aber die kann auch der Motor dafür sein, dass man sich aufrafft und etwas anders macht.
Friede sei mit Dir – das ist dieses Jahr mein Weihnachtswunsch für Sie.
Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach