30.01.2016
Feder-Bett
„Diesen Tag, Herr, leg ich zurück in Deine Hände, denn Du gabst ihn mir“ -
Wie legt man einen Tag zurück?
Was meine Mutter gemacht hat:
Jeden Abend, bevor sie selbst zu Bett gegangen ist, kam sie ins Kinderzimmer, hat uns Kindern über die Stirn gestreichelt und hat unsere Betten noch einmal aufgeschüttelt und uns dann zugedeckt.
Ich kann mich nicht daran erinnern. Sie hat es mir später erzählt.
„Warum machst du das, Mutti?“
„Na, weil es doch nichts Schöneres gibt als wenn sich die leichte, frische kühle Decke auf dich legt und dich wärmt und dich zart und leicht einhüllt.“
Ob ich sie damals verstanden habe? Ich weiß es nicht. Aber ich mache es ihr nach.
Ich gehe abends zu meinen Kindern ins Zimmer, streichle ihnen über die Stirn, schüttele die Bettdecke auf, die sie manchmal im Schlaf festhalten, die manchmal halb auf den Boden hängt - und decke sie damit wieder zu.
Und ich denke an einen Psalm-Vers:
„Unter dem Schatten deiner Flügel finde ich Zuflucht, Gott.“
Wenn ich beim Bild der Flügel bleibe, dann sind es die Federn, mit denen Gott mich deckt und beschützt. Bei denen ich Zuflucht finde. Im Schatten seiner Flügel – das ist ganz zart und leicht. Eben: wie eine Decke.
So, als hätten wir uns mit unseren Feder-Betten einen kleinen symbolischen Teil von Gottes Flügeln in unser Leben geholt.
Und vor allem in unsere Nacht, wenn wir diese Zuflucht besonders brauchen.
Hier – unter Gottes Flügeln – den Tag getrost lassen,
das wünscht Ihnen
Pfarrerin Elisabeth Wedding aus Jena