27.12.2023
Für alle, die Weihnachten unterm Tannenbaum saßen

Kennen Sie die Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien? Vielleicht nicht. Dabei haben Sie ihr womöglich gerade etwas nachgemacht. Die Adlige soll nämlich die erste gewesen sein, die Kerzen an den Weihnachtsbaum gehängt hat vor mehr als 400 Jahren. Vorher wurden die Bäume mit Datteln geschmückt, mit Äpfeln, Nüssen oder Brezeln. An Weihnachten durften die Kinder des Hauses alles abschütteln und essen. Heute ist das etwas anders; aber manches ist gleichgeblieben: Zu Weihnachten schmücken wir immer noch Bäume – eben auch mit Licht wie damals die Herzogin. Dabei sollte ein paar Jahre vor ihr die Sache mit dem Weihnachtsbaum noch verboten werden – von der Kirche, weil es zu abergläubisch war. Die Leute versprachen sich Glück von den grünen Zweigen und ein Weiterleben nach dem Tod. Aber auch städtische Behörden waren gegen die Weihnachtsbäume, weil es schlecht war für den Wald. Richtige Forstwirtschaft wie heute gab es noch nicht. Gut möglich, dass sich in ein paar Jahrzehnten wieder etwas ändert, dass die Tradition neu bewertet wird und sich nicht mehr jeder einen eigenen Baum ins Wohnzimmer stellt. Auf Zeit betrachtet ist alles im Wandel – die Maßstäbe und die Wichtigkeiten. Auch die Menschen, mit denen Sie unterm Baum sitzen, ändern sich. Manche sind nicht mehr da, andere sind dazugekommen. Dem immergrünen Baum geht es nicht anders: Er behält seine Nadeln zwar lange, aber Stück für Stück verliert er die alten und an den Triebspitzen kommen jedes Jahr neue dazu.

Dass Sie es schaffen, sich nicht zu verschließen, sondern offen zu bleiben für Änderungen wünscht Ihnen auf dem Weg ins neue Jahr, Milina Reichardt-Hahn, Pfarrerin in Fambach