03.06.2019
Durchblick

Oft sehe ich nur das, was mir offensichtlich und klar vor Augen ist. Und meistens sind es nur Äußerlichkeiten – eine schrille Frisur, wilde Tattoos oder ernste Gesichter. Manch anderes sehe ich gar nicht, weil ich es schon so oft gesehen habe oder weil ich so in Eile bin und deshalb schon gar nicht mehr richtig hinschaue.

In der Bibel wird erzählt, dass das bei Gott anders ist. „Der Mensch sieht was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an.“ Das soll bedeuten: Gott sieht tiefer, auf das innerste Wesen von uns Menschen, auf das Herz. Zum Glück lässt sich sein Blick nicht von Äußerlichkeiten blenden.

Das möchte ich auch können. Zum einen das sehen, was klar vor Augen ist, Details wahrnehmen. Zum anderen aber auch das sehen, was von vorneherein nicht klar ist – der Blick auf das Besondere im Menschen. Viel zu oft beurteile ich einen Menschen nur danach, was ich auf den ersten Blick sehe und das war’s.

Ich glaube, es ist besser, öfter auch diesen zweiten Blick zu wagen, auf die Schönheit des  Besonderen, sozusagen „hinter die Kulissen“, um dann festzustellen: Die mit der schrillen Frisur kann ordentlich mit anpacken. Und der mit den wilden Tattoos hat ein weiches Herz. Und der mit der ernsten Miene kann genial gut zuhören.

 

Ja, ins Herz schauen, das würde ich gerne können. Mit diesem zweiten Blick, der etwas tiefer geht, kann ich es versuchen.

Eine gute Nacht wünscht Ihnen Pfarrer Christoph Knoll aus Erfurt