07.03.2024
Demo-Glück

Was ich noch schlimmer finde als die eigenen Sorgen:

wenn mein Sohn Sorgen hat.

Ich kann ihn ja nicht einfach wie früher auf den Arm nehmen, streicheln und trösten. Er ist längst ein erwachsener Mann.

Und als ich vor wenigen Wochen spät abends noch an seinem Küchentisch saß, klang er sehr bedrückt: Die platten Sprüche machen ihm zu schaffen. Die vielen Unzufriedenen, die sich von billigen Versprechungen verleiten lassen. Als ob es in schwierigen Zeiten einfache Lösungen geben könnte!

Er macht sich Sorgen um unser Land. Und um seine Kinder, die doch in Frieden aufwachsen sollen – bitte!!!

Ich zeige es nicht, aber am liebsten möchte ich weinen. Ich habe diese Sorgen doch auch! Und es tut so weh, ihn so unglücklich zu sehen!

Aber wenige Tage später: Es ist mir ein richtiges Bedürfnis, zur Demo nach Erfurt zu fahren. Endlich! Endlich gehen wir für Demokratie und Menschlichkeit auf die Straße!

Schon die Bahnhöfe und Züge sind übervoll. Und auch in der Straßenbahn stehen wir dich an dicht. Aber niemand drängelt und nölt. Nein, wir rücken zusammen und lächeln und kommen ins Gespräch. Wir fühlen uns so verbunden!

Als ich am Domplatz bin, weine ich wirklich, aber vor Glück: So viele Menschen! So klare Plakate! Und so ein Gefühl der Erleichterung: Gott sei Dank!

Ich denke an meinen Sohn und seine Familie. Sie sollen doch glücklich und in Frieden leben können. Diese Demo wird sicher nicht die letzte sein!

Eine gute Nacht und gute Zukunfts-Träume wünscht

Angela Fuhrmann, ev. Pfarrerin in Gotha