Gedanken zur Nacht

Seht euch die Lilien auf dem Feld an, sagt Jesus. Sie sorgen sich um nichts. Auch nicht um das, was sie anziehen werden. Und dennoch kleidet sie Gott so phantastisch. Selbst König Salomo sieht daneben blass aus. Seht euch die Lilien an, sagt Jesus.

Ich sehe die Feuer-Lilie in unserem Garten an. Ich rupfe rundherum  Unkraut. Und freu mich auf die großen orangefarbenen Blüten im Sommer.

Die Lilie erinnert mich an Jesus und seine Anti-Sorgen-Predigt.

Und an unseren Nachbarn, dem wir diese Lilie verdanken.

Er war ein toller Gärtner. Alles Mögliche gedieh in seinem Garten: Erdbeeren, Blumenkohl und Radieschen. Margeriten, Sonnenblumen und auch Lilien. Es gab keinen Zaun und keine Mauer. Unsere Kinder durften auf den Apfelbaum klettern. Und als unser kleiner Sohn von einer Biene gestochen wurde, hat der Nachbar das Bienengift herausgesaugt, so dass es keine Schwellung gab. Er war ein sehr freundlicher Mensch!

Bei der Trauerfeier wurde aus der Bibel vorgelesen: Seht euch die Lilien auf dem Feld an! Der Pfarrer erzählte aus dem Leben unseres Nachbarn. Auch von seiner Krankheit. Und dass er trotz allem etwas von seiner Leichtigkeit behalten hat, von seiner Sorglosigkeit, von seinem Gottvertrauen. Wir waren viele an seinem Grab. Und alle bekamen zum Schluss eine Zwiebel geschenkt, eine Feuerlilien-Zwiebel.

Ich bringe das Unkraut weg und denke an meine aktuellen Sorgen. Vor dem Einschlafen will ich heute dafür beten, dass mir das auch geschenkt wird: solche Leichtigkeit, solches Vertrauen.

Eine sorglose Nacht

wünscht Angela Fuhrmann, ev. Pfarrerin in Gotha