13.04.2024
Gedanken zur Woche - Vertrauensvoll leben
Der morgige 2. Sonntag nach Ostern trägt den lateinischen Namen „Misericordias Domini“ das heißt: „die Barmherzigkeit bzw. Güte des Herrn“ (vgl. Psalm 33, 5) In den gottesdienstlichen Lesungen wird der Gemeinde das Bild eines Hirten und seiner Herde als Bild für Gott und die Menschen vor Augen gestellt: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ (Psalm 23, 1) ist der Trostpsalm der Bibel. Jesus greift dieses Bild für sich und seine Anhänger auf. Im Evangelium sagt er: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, ..., und niemand wird sie aus meiner Hand reißen“ (Johannes 10,11a.27-28)
Weidende Schafherden mit einem Hirten und Hunden sind selten geworden. Wir begegnen ihnen noch in der Gegend um Dörnfeld an der Heide. Ein Meisterschäfer mit vielen Auszeichnungen hat dort seine Schäferei. Den Umgang mit den Schafen und Hunden kann man beim Leistungshüten gut beobachten. Zurzeit Jesu war das in Palästina noch anders. Da war der Anblick einer Schafherde etwas Alltägliches und die Menschen kannten sich mit den Besonderheiten der Schafhaltung aus. In einem Wortgefecht kann es trotzdem auch heute noch passieren, dass einer den anderen als Schaf bezeichnet und spielt dabei auf seine Dummheit an. Auch Pieter Bruegel, der von 1525 – 1569 lebte, machte damit seine Erfahrungen. Weil er aus einer Bauernfamilie stammte und auf vielen seiner Bilder das dörfliche Leben darstellte, wurde er auch „Bauern-Bruegel“ genannt. Als er als Künstler weltberühmt war, wurde er auf einer großen und vornehmen Festlichkeit in Brüssel von einem Edelmann spöttisch gefragt: „Herr Bruegel, tut es ihnen nicht manchmal weh, dass Sie eine so entsetzliche Jugendzeit erleben mussten? Ich hörte, dass Sie Jahre hindurch nur stumpfsinnige Schafe hüten mussten?“ Bruegel sah den Spötter scharf an und entgegnete ihm: „Wissen Sie, bei den Schafen lernt man das Leben, und vor allem erkenne ich seitdem jeden Schafskopf auf den ersten Blick.“
Hinter der abschätzigen Bewertung der Schafe steckt aber ein Irrtum. Von den Schafen kann man Wichtiges für das Leben zu lernen. Schafe leben in einer Herde. Leben ist Kommunikation und Verbindung. Die meisten anderen Tiere sind auf den ersten Blick besser dran als ein Schaf. Deshalb gilt es als dumm und schwach. Und doch sind die Schafe besser dran, denn sie haben einen Hirten. Er sorgt und handelt für seine Schafe, er begleitet und schützt sie. Schafe müssen nicht kämpfen. Sie werden gehütet und versorgt, gepflegt und geweidet, bewacht und geliebt. Der Hirte kennt jedes Tier seiner Herde mit Namen. Er kennt seine Besonderheiten und weiß, was es braucht. Er trägt die Kleinen und leitet die Großen. Er versorgt die Kranken und schont die Müden.
Welche Konsequenzen hat die Aussage Jesu für uns? Wir sind mit unserem Leben unterwegs. Wir suchen nach den besten Möglichkeiten, den größten Chancen. Vieles können wir schaffen dank unseres Wissens und unserer Tatkraft. Es gibt aber auch Zeiten der Sorge, der Unsicherheit, der Krankheit, der Verzweiflung und Angst. An wen können wir uns dann halten, wer sorgt für uns, wenn unsere Kraft zu schwach ist. Darauf gibt es nur eine Antwort: Der größte Reichtum besteht darin, dass wir in Gottes Hand sind und von seiner Liebe gehalten werden und das Jesus unser guter Hirte ist, der auferstanden ist, lebt und ewiges Leben schenkt. Ich habe seine Hilfe und Liebe erfahren in meiner schweren Krankheit.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen fröhlichen und gesegneten Sonntag.
Pfarrer Günter Dimmler, Königsee